Frauen in Deutschland greifen häufiger zu Arzneimitteln als Männer. Etwa 60 % der arzneimittelabhängigen Menschen bundesweit sind Frauen. Mittel gegen Migräne werden 5,4-mal häufiger, Neuroleptika und Mittel gegen Depressionen 2,9-mal häufiger und Schlafmittel 1,6-mal häufiger eingenommen. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) berichtet, werden außerdem beim weiblichen Geschlecht doppelt so viele Depressionen festgestellt als beim männlichen.
Fühlen sich Frauen gesundheitlich nicht gut, suchen sie in der Regel schneller ärztliche Hilfe als Männer. Sie greifen schneller zu Arzneimitteln, um die Beschwerden dezenter zu umgehen. Über die Hälfte der Frauen hierzulande bringt zu viel Kilogramm auf die Waage, bei den Männern sind es noch mehr. Europaweit ist lediglich ein Fünftel der Frauen übergewichtig.
Ein weiteres Ergebnis, das auf dem Frauengesundheitskongress von BZgA und Bundesgesundheitsministerium (BMG) vorgestellt wurde, weist darauf hin, dass die Frauen bundesweit beim Alkoholkonsum hinter dem Verzehr der Männer liegen. 25 % der Frauen verzehren in riskanter Menge Alkohol, bei den Männern sind es über 41 %!
Interessanterweise sind Frauen eher im höheren Lebensalter und Männer im jüngeren Alter von einer Alkoholsucht betroffen. Die Nikotinsucht zeigt deutschland- und europaweit etwa die gleichen Zahlen auf: 27 beziehungsweise 28 % der Frauen greifen regelmäßig zur Zigarette.
Über 57 % der weiblichen Todesfälle basieren auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Bei den Männern liegt diese besorgniserregende Zahl bei 43 %. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sowohl Männer als auch Frauen zu wenig körperlich aktiv sind. Frauen sind in dieser Hinsicht noch bewegungsträger als Männer. Trotzdem profitieren sie durchschnittlich von einem durchschnittlich fünf Jahre längeren Leben. Vermutlich ist diese Tatsache darauf zurückzuführen, dass die Frauen mehr Gesundheitsbewusstsein zeigen und in dieser Hinsicht eine bessere genetische Veranlagung haben.
Gendermedizin: Frauen sind häufiger arzneimittelabhängig
Ärztezeitung online
110/2014