Die Grippe schlägt derzeit wieder zu. Viele Bundesbürger melden in den letzten Wochen wieder unangenehme Grippesymptome, so wie es für diese Jahreszeit eigentlich nicht ungewöhnlich ist.
Was in diesem Zusammenhang jedoch im Vergleich zu den Grippewellen der vergangenen Jahre anders ist, ist die Tatsache, dass jetzt nicht hauptsächlich Kinder und ältere Menschen betroffen sind, sondern die Menschen mittleren Alters, so berichtet das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.
Eigentlich hatten die 15- bis 59-Jährigen in den letzten Jahren weniger mit der Grippe zu tun. Üblicherweise zeichnen sie sich durch ein ausgereiftes und noch nicht geschwächtes Immunsystem aus. Daher haben sie in der Vergangenheit eher selten oder nur leicht unter den Grippesymptomen gelitten.
Zurückzuführen ist diese aktuelle Grippepräsenz wohl darauf, dass der diesjährige Virusstamm in den meisten Fällen ein anderer ist als in den vergangenen Jahren. Der sogenannte Stamm A(H1N1)pdm09 ist aktuell bei fast 70 % der Betroffenen nachweisbar. In den letzten Jahren war ein anderer H3N2-Stamm deutlich überwiegend.
Die diesjährige Variante ist den Wissenschaftlern erst seit 2009 bekannt. Viele Menschen sprachen bei seiner Entdeckung von der „Schweinegrippe“. Mittlerweile kommt der Virus nicht mehr nur bei Schweinen vor, sondern wird häufig von Mensch zu Mensch weitergegeben.
Gerade weil der diesjährige Grippestamm relativ neu ist, stürzt er sich insbesondere auf die Altersgruppe, die sich in der Vergangenheit weniger mit den Virusstämmen auseinandersetzen musste, so die Vermutung der Epidemiologen. Die ältere Bevölkerungsgruppe, die in den letzten Jahren vorwiegend betroffen war, profitiert somit von ihrem häufigeren Kontakt mit ähnlichen Virusstämmen.
Thiele, S.
Grippe trifft besonders Menschen mittleren Alters
idw-Informationsdienst Wissenschaft
2/2016